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Nun ruhte dieser Blog für eine längere Zeit und dennoch haben durchschnittlich 100 Besucher am Tag den Weg auf diese Seite gefunden. Darüber freue ich mich besonders. Vor allem die GoPro Hero3 Themen wurden häufig geklickt.

Während der ruhigeren Phase konnte ich das im Frühjahr 2013 veröffentlichte Raw Modul von Magic Lantern ausgiebig testen. In der Vorweihnachtszeit hatte ich dann die Gelegenheit zusammen mit einem sehr aufgeschlossenen Kunden ein kurzes Projekt komplett in Raw umzusetzen und so entstand der Weihnachtsclip für Power-Sports-Fitness.

Im Folgenden möchte ich meine Erfahrungen mit dem DNG Format teilen. Es soll weniger darum gehen, wie man das Raw Modul auf der 5D Mark III aktiviert, hierzu gibt es beim Team von Magic Lantern genügend Input.

Grundlegende Vorraussetzung – eine schnelle CF Speicherkarte

Schon gleich nach der Veröffentlichung der ersten Alpha Versionen probierte ich das Raw Modul aus und musste sehr schnell feststellen, dass keine meiner vorhandenen Speicherkarten dem Datenstream auch nur ansatzweise gewachsen war. So verliefen die ersten Tests in 1280×720, dies funktionierte mit den vorhandenen 400/600x CF Karten zufriedenstellend. Für eine Aufnahme in 1080p mit 25 Bildern/Sekunde ist eine 1000x CF Karte zwingend erforderlich – die Kamera schreibt in diesem Modus ca. 90 Mb/s an Daten auf die Karte.

Eine neue Karte musste also her – bei Preisen, die eine aktuelle SSD schon fast günstig erscheinen lassen, fiel am Ende die Entscheidung zugunsten der 64 GB KomputerBay Karte aus. In den Foren liest man über eine große Streuung der Geschwindigkeit, da der Hersteller offenbar Speicherchips unterschiedlicher Hersteller einkauft und verbaut. Insbesondere bei der größeren 128 GB Karte scheint dies zu Problemen zu führen. Die 64 GB Karte jedoch ist seltener betroffen und meine Karte läuft bisher einwandfrei und schreibt die Daten mit über 90 Mb/Sekunde weg.

Das erste Kundenprojekt im Raw Format

In der Vergangenheit durfte ich schon mit der RED Scarlet arbeiten und so die Vorzüge des Raw Formats bei bewegten Bildern genießen. Mit dem Magic Lantern Modul hatte ich nun aber erstmalig die Gelegenheit mit eigenem Equipment ein Projekt im Raw Modus umzusetzen. Der oben erwähnte Weihnachtsclip für die Fitness-Kette aus dem Münsterland war dafür prädestiniert. Der Kontakt kam schließlich aufgrund meines Summer in NRW Clips zustande – ein Projekt, welches ebenfalls in Raw von mir umgesetzt wurde. Der hohe Detailgrad im Bild sowie die Dynamik überzeugten den Kunden, der aufgrund eines hohen Eigeninteresses an Film und Fotografie schon viele Projekte selbst umgesetzt hatte.

Die Arbeit mit dem Magic Lantern Raw Modul am Set

Während der Dreharbeiten im Küchenstudio konnte ich die 5D Mark III wie gewohnt einsetzen. Das Raw Modul wird bei Magic Lantern einzeln aktiviert und alle folgenden Aufnahmen landen dann als DNG Einzelbildstream auf der Speicherkarte. Wichtig ist hier nur, dass man zuvor im Canon Menü die richtige Speicherkarte für die Wiedergabe (welche ja auch jene ist, die für die Videoaufnahme genutzt wird) auswählt. Eine Aufnahme auf die SD Karte ist aufgrund des langsamen SD Karten-Slots nicht möglich.

Raw Modul

Das Bild zeigt das aktive Raw Modul in der Videosection von Magic Lantern. Als zusätzliche Information kann man noch direkt die gewählte Auflösung erkennen. Im Untermenü hat man dann die Möglichkeit weitere Einstellungen vorzunehmen. Im Detail werden diese sehr gut im Magic Lantern Guide erläutert. Bei diesem Projekt wurden sämtliche Aufnahmen in 1920×1080 mit 25 Bildern pro Sekunde auf die Karte geschrieben und dies funktionierte den gesamten Drehtag über ohne größere Probleme. Nachteilig war zum Zeitpunkt des Drehs die eingeschränkte Möglichkeit der Materialsichtung. Hier und da musste ein wenig improvisiert werden und dadurch wollte das Team die Aufnahmen direkt überprüfen. Dies war mit dem eingebauten Wiedergabemodul nur in Schwarz/Schweiß möglich, von einer flüssigen Wiedergabe ganz zu schweigen. In der Zwischenzeit hat das Magic Lantern Team das MLV Wiedergabemodul entwickelt, welches eine etwas bessere Wiedergabe (auch in Farbe) ermöglicht. Hier haben Kameras wie die REDs selbstverständlich die Nase vorn, wurden sie vom Start weg ja für diese Art der Arbeit entwickelt.

Dennoch konnten wir an diesem Drehtag knapp 165 GB an Material auf die Platte bannen – dies entspricht ca. 35-40 Minuten Rohmaterial. Abstürze oder Ähnliches gab es nicht zu verzeichnen – das Raw Modul lief sehr stabil.

Der Workflow mit dem Magic Lantern Raw Format

Anders als gewohnt, lassen sich die von Magic Lantern erzeugten *.Raw Dateien nicht direkt schneiden. Sie erfordern zunächst die Umwandlung in einen *.DNG Einzelbildstream. Dies fand mit Hilfe von RAWMagic aus dem Apple App Store statt. Alle gefilmten Clips lassen sich direkt in das Tool einfügen und die Stapelverarbeitung erzeugt DNG Dateien auf der Platte. Dieser Schritt dauert, je nach Anzahl und Länge der Files, eine gewisse Zeit. Die Abbildung zeigt RAWMagic mit den eingeladenen Dateien.

RAWMagic im Einsatz

 

 

 

 

 

Die erzeugten DNG Files lassen sich nun auf unterschiedliche Arten bearbeiten und schneiden. Für dieses Projekt entschied ich mich für einen Workflow mit After Effects und Premiere – ein weiteren Ansatz mit Davinci Resolve werde ich in einem Folgepost erläutern.  Fügt man die DNG Dateien in After Effects als Einzelbildsequenz hinzu öffnet sich das Adobe Camera Raw Modul – für jemanden, der wie ich auch viel mit Lightroom arbeitet, ist dieses Modul direkt vertraut. Die Einzelbildsequenz bietet sämtliche Vorzüge, die man von der Raw Fotografie kennt: Weißabgleich, hohe Dynamik, eine Schärfe, die dem h.264 Material absolut überlegen ist etc.

Adobe Raw Modul

Beispielhaft zeigt das Bild einen DNG Raw Stream im Adobe Camera Raw Modul von After Effects. Ich entschied mich dazu, sämtliche Clips zunächst neutral zu korrigieren, so dass ein einheitlicher Gesamtlook entstand. Die Belichtung und Bilddynamik habe ich ebenfalls angepasst. Im Anschluß wurden alle Clips aus After Effects in das ProRes 4444 Format gerendert. Dieser Vorgang ist der zeitintensivste bei der Vorbereitung, so hat das Rendering fast einen gesamten Arbeitstag verschlungen. Die neutralen ProRes 4444 Files eignen sich dann aber bestens für den Schnitt in Premiere. Am Projektende erhielt der Clip dann das finale warme Grading direkt auf die ProRes 4444 Dateien. Ich entschied mich mit diesem Workflow gegen eine Proxy Variante und renderte somit das finale Video aus den ProRes Dateien.

Power_Sports_Thumbnails

Die Thumbnail-Übersicht entstand noch in After Effects und erlaubt eine gute Kontrolle der Farbtemperaturen aller Clips. So konnte ich einen einheitlichen Ausgangslook sicherstellen.

 

 

 

Der Unterschied – oder wann lohnt sich das Raw Format?

Wie eingangs bereits erwähnt war der Kunde von dem Detailreichtum der Summer in NRW Aufnahmen begeistert. Die Aufnahmen mit dem Raw Modul zeichnen sich nicht nur durch eine höhere Dynamik aus, sie sind vor allem eins: viel schärfer als das h.264 Material. Dies kommt insbesondere bei landschaftlichen Totalen toll zur Geltung. Aber auch bei allen anderen Aufnahmen lässt sich der höhere Detailreichtum schnell erkennen. Man sollte sich jedoch der höheren Datenmenge und dem aufwendigeren Workflow bewusst sein. Für Clips, die unter Zeitdruck entstehen müssen oder bei denen viel Material zusammenkommt (zum Beispiel bei dem Filmen eines Events oder einer Hochzeit) würde ich nicht zum Raw Modus greifen. Dieser eignet sich besser beim szenischen Filmen von kleineren Spots oder Clips. Insgesamt ist es aber eine tolle Sache dieses Format nun immer „bei sich zu tragen“ und im Zweifelsfall darauf zugreifen zu können. Im Folgenden stelle ich zum eigenen Test einen Szenenvergleich zur Verfügung. Beide Videoclips sind unbearbeitet und dienen dem Qualitätsvergleich von h.264 (im IBP Format) sowie einem DNG Raw Stream.

Qualitätsvergleich H.264 und Magic Lantern Raw

Gefilmt mit der Canon 5D Mark III – ISO 200 1/50 f5.0 – Canon 40 mm 2.8 STM

Auffällig ist bei dieser Aufnahme der erweiterte dynamische Umfang, der sich vor allem im rechten oberen Bereich beim Himmel zeigt. Die Raw Aufnahme offenbart ein wesentlich besseres Bild, während die h.264 Aufnahme bei der leicht unterbelichteten Katze schon im Himmel „ausreißt“.

Raw vs. h264.

 

 

 

 

 

Downloadlinks (rechtsklick – Ziel Speichern unter)

Original h.264 Datei

Raw Stream

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