Vor etwas mehr als einer Woche erschien das neue Farbpreset „Cinestyle“ von Technicolor für alle HDSLR Kameras von Canon. Ähnliche Ansätze gab es bereits vor über 1 Jahr, als ich meine 550D bekam. Besonders hervorzuheben ist hier der Artikel von Stu Maschwitz, der anschaulich darlegt, welchen Vorteil es hat, wenn das Bild möglichst kontrastarm aufgenommen wird. An dieser Stelle sei bereits erwähnt, dass sich die meisten Artikel und so auch meiner auf den Filmmodus beziehen. Der Fotosmodus wurde von mir nicht getestet, die einschlägige Meinung im Internet scheint auch jene zu sein: Benutze das RAW Format.
Ein solches Format existiert für die HDSLR Filmer unter uns leider nicht, hier muss man dann schon in eine RED investieren. Folglich kann man sich den Filmmodus als äquivalent zu einem in JPEG geschossenen Foto vorstellen; möchte man hier Farbkorrekturen oder ähnliches anwenden sind die Möglichkeiten stark eingegrenzt. Das Material der Canon HDSLRs wird im h.264 Format stark komprimiert. Aus diesem Grund empfiehlt es sich so viele Informationen wie Möglich aufzunehmen, um so in der Postproduktion einen möglichst großen Spielraum zu haben. Vincent Laforets Worte sind hier also Programm.
[pullquote]“Therefore it’s imperative to record your video with as little contrast as possible (and no sharpening!) You can always add contrast to an image – taking contrast away from a digital image is significantly more difficult.“[/pullquote]
Genau hier setzt das Cinestyle Preset an. Die Installation auf der Kamera erfolgt dabei durch das Canon eigene EOS Utility (befindet sich auf der DVD zur Kamera). Das Preset, sowie die LUT, auf die ich noch eingehen werde, lässt sich auf der Technicolor-Page herunterladen: Cinestyle – Download
Auf dieser Seite befinden sich auch alle nötigen Hinweise zur Installation via EOS Utility. Trotz der englischen Anweisung, sollte es jedem gelingen das Preset auf die Kamera zu bringen. Der Prozess ist nahezu selbsterklärend.
Cinestyle im Vergleich zum „flachen“ Neutral-Preset
Wie eingangs erwähnt, habe ich schon sehr früh ähnliche Presets genutzt um möglichst „Flach“ zu filmen. Genannt sei hier das Preset von Marvel. Die folgenden Bilder zeigen einen Vergleich zwischen unterschiedlichen Presets.
Das Preset und seine Wirkung
Ist das Preset auf die Cam geladen, kann es für den Filmmodus aktiviert und direkt genutzt werden. Der erste Eindruck auf dem Screen der Kamera löst dabei zunächst Ernüchterung aus. Das Bild wirkt ungesättigt, ohne viel Kontrast und Flair. Allerdings ist genau dieses Bild der perfekte Ausgangspunkt für eine gute Farbkorrektur, Technicolor liefert hierfür eine entsprechende Look-up-Table, eine vordefinierte S-Kurve, welche in der Post geladen werden kann und wieder für ein ansehnliches Bild sorgt. Für Adobe Premiere und After Effects nutze ich LUT Buddy von RedgiantSoftware. Dieses Plugin ist kostenlos und funktioniert hervorragend.
Die folgenden Standbilder zeigen die Wirkung des Presets einmal mit- und einmal ohne die entsprechende S-Kurve.
Cinestyle in Bewegung
Das folgende Video zeigt die Cinestyle Wirkung in Bewegung. Darüber hinaus folgt am Ende eine kleine Beispielhafte Farbkorrektur mit Color Finesse.
Cinestyle mit Magic Lantern
Seit fast einem halben Jahr nutze ich nun die Magic Lantern Firmware auf meiner 550D und daher möchte ich an dieser Stelle betonen, dass der Cinestyle sich ohne weiteres mit der Firmware verträgt und problemlos genutzt werden kann. Alle Bilder und Videos in diesem Beitrag sind mit der ML Firmware entstanden.
Es empfiehlt sich aber darüber hinaus in der Canon eigenen Firmware noch weitere Einstellungen vorzunehmen. Dabei sollte die Cam wie folgt eingestellt werden:
- Schärfe: 0
- Kontrast: -4
- Sättigung: -2
- Farbe: 0
Technicolor legt den Einsatz von Vielfachen der ISO-Zahl 160, welche ebenfalls problemlos mit Magic Lantern an der 550D eingestellt werden können, ans Herz.
Fazit
Für wen empfiehlt sich also der Einsatz des Technicolor Presets? Für jemanden, der nur ab und an etwas filmen möchte und das Material ohne große Nachbearbeitung am Rechner zu einem kleinen Film zusammenschneiden will, ist es sicherlich nicht empfehlenswert auf das Cinestyle Preset zurückzugreifen.
Möchte man hingegen das gefilmte Material farbkorrigieren, einen bestimmten Look (zum Beispiel in einem Kurzfilm oder Musikvideo) generieren, scheint das Cinestyle Preset derzeit die richtige Wahl zu sein. Die Möglichkeiten der Farbkorrektur werden um einiges Erweitert, vor allem in extremen Lichtsituationen liegen mehr Informationen für eine passable Korrektur vor. Auf den Bildern erkennt man dies zum Beispiel in den Schattenbereichen. Ich selbst werde das Preset bald für einen Job einsetzen und dann anhand des Ergebnisses ein kleines Update veröffentlichen. Bis dahin möchte ich jedem Canon User dieses Profil an’s Herz legen, zumal drei Custom Preset Slots zur Verfügung stehen und man im Einsatz jeder Zeit auf ein anderes Preset wechseln kann sollte einem das Cinestyle Profile nicht zusagen.
Ich halte das mit den ISOs mit dem Faktor 160 irgendwie immer noch schwierig.
Natürlich rauschen die 160er weniger als die anderen – aber zu welchem Preis? Siehe: http://shootintheshot.joshsilfen.com/2010/05/13/canon-hd-dslr-native-iso/
Solang es nicht zu dunkel ist bzw das Licht kontrollierbar, stelle ich Dynamik noch über das Rauschen.
Was nutzt die erhaltene Dynamik von Cinestyle, wenn man es gleich kaputt macht? 🙂
Hey Lucas,
ja ich denke man muss immer differenzieren was man am Ende mit dem Material machen möchte. Ich persönlich bin eher der „optische Filmer“, soll heißen ich mache das was am Ende okai aussieht, ohne dabei allzu „mathematisch“ zu werden. Ich hoffe du verstehst wie ich das meine. Ich habe deinen gelinkten Artikel gelesen und erinnere mich an eine ähnliche Diskussion auf Vimeo. Ich muss auch oft mit given Light auskommen und in diesen Moment ist mir ein kleiner dynamischer Umfang recht, wenn ich dafür ein halbwegs rauscharmes Bild erhalte 🙂 Prinzipiell gebe ich dir aber, vor allem im Hinblick auf den Artikel recht.